Was passiert bei einem Umzug innerhalb von ActivityPub ? (I)

Oft wird über verschiedene Plattformen und Protokolle gesprochen als wären diese in jeder Hinsicht gleichwertig und beliebig austauschbar. Aus dieser Fehlannahme resultieren nicht nur falsche Bilder, es kommt zudem zu einem Wettbewerb zwischen Plattformen, der unnötig und nicht hilfreich ist. Es gibt verschiedene Anwendungen, die auf verschiedenen Protokollen basieren. Niemand würde seinen eMail Account durch eine Fediverse-Adresse ersetzen und genausowenig würde jemand einen Dienst wie Friendica oder Hubzilla durch Bluesky ersetzen können, weil sie ganz andere Variablen für die Kommunikation unter Menschen bieten.

Dennoch möchte ich heute anfangen, einige kleine Darstellungen zu liefern, die über die Art und Weise aufklären, wie z.B. ein Wechsel der eigenen Onlineidentität zu einer anderen Plattform innerhalb des gleichen Protokolls aussieht und ob es nicht an dieser Stelle einige Unterschiede gibt. Den Begriff Fediverse habe ich hier absichtlich nicht verwendet, da beispielsweise Hubzilla mit der nomadischen Identität einen ganz anderen Umgang mit Identitäten als beispielsweise Mastodon oder Friendica hat.

Ich fange heute mit der Darstellung des Umzugs innerhalb von Mastodon/Pixelfeed/etc. an, also den klassischen ActivityPub Anwendungen. Den Begriff "klassisch" verwende ich, da Mike MacGirvin mittlerweile die nomadische Identität in ActivityPub nachgestellt hat.

"Also, Mike uses it to develop the implementation of nomadic identity, his own invention from as early as 2011, purely via ActivityPub, including FEP-ef61."

Verhältnis zwischen Nutzer:innen und Instanz

Im nächsten Blogbeitrag werde ich den Umzug innerhalb von ATProto beschreiben und in einem dritten die Besonderheit bei Hubzilla, die aus meiner Sicht viel zu wenig Beachtung gefunden hat, um in einem vierten Blogeintrag einen kühnen Ansatz vorzuschlagen, wie sich über die nomadische Identität (zumindest der Theorie nach) eine Verbindung von Fediverse und ATmosphere herbeiführen ließe.

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Heute geht es um Darstellung des klassischen Umzugs von Nutzer:innen innerhalb des klassischen ActivityPub. ActivityPub ist, unabhängig von seinen dezentralen Ansätzen, im Blick auf die eigene Datensouveränität tatsächlich ein eher klassisches Socialmedia System. Nutzer:innen suchen sich eine Instanz aus. Diese Instanz verwendet eine Applikation (Mastodon, Friendica, Pixelfeed). Die Instanz wird durch Administrator:innen und/oder Moderator:innen betreut, die den Account sanktionieren können. In dem Account auf der Instanz liegen das persönliche Profil, die Beiträge, Fotos und Kontakte. Wichtig ist zu verstehen, dass wir, was das Verhältnis von Nutzer:innen zu ihren Administrator:innen und den Servern angeht, eine klassische Einheit haben, die bereits in den kommerziellen Socialmedia Systemen zu finden ist. Nutzende loggen sich auf ihrer Instanz ein und schreiben dort die Beiträge, die auf den Servern der Instanz gespeichert werden. Die Beiträge werden Teil der Instanz.

Problematik des Instanzwechsels und Perspektiven

Möchten Nutzer:innen nun ihre Instanz wechseln, passiert das, was wir klassisch von allen Plattformen kennen. Es wechselt der Name des Profils, die Instanz (der Server) und entsprechend sind alle Daten, die man als Nutzer:in auf der alten Instanz gespeichert hat, dort verblieben. Wir könnten auch von einer Neuanmeldung sprechen.

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Die einzige Besonderheit ist, dass auf der alten Instanz ein Verweis zur neuen Instanz hinterlegt ist und alle Kontakte über den Umzug informiert werden. Das bedeutet wiederum im Gegensatz zu den klassischen Socialmedia Plattformen, die nur einen Zugang zur Plattform geboten haben, verbleibt man weiterhin, wenn auch mit einem neuen Account, im Fediverse und die sozialen Kontakte bleiben weiterhin erhalten.

Möglicher Hintergrund

Vermutlich war das auch ein wichtiger Ansatz, den das Fediverse so interessant gemacht hat. Dass es nicht eine Anbieter:in gibt, die einen vollständig aus dem Fediverse entfernen und sozial isolieren kann. Der Schwerpunkt lag also nicht darin, eine virtuelle Identität mit den eigenen Beiträgen zu erhalten, sondern zu verhindern, dass Regierungen oder Konzerne Menschen von dem Zugang zur Information und von ihren Bekanntenkreisen abkoppeln können, was einen Teil der Abhängigkeit beseitigt.

Das sieht man auch daran, dass es im Fediverse nicht selten eine Möglichkeit gibt, Beiträge nach einiger Zeit automatisch löschen zu können, was zudem die Serverbelastung niedrig stellt. Insofern stellt sich die Frage nach einer autonomen Identität nicht. Ich erwähne es an dieser Stelle nur, weil wir immer sehen müssen, dass verschiedene Plattformen und Protokolle mit anderen Fragestellungen konfrontiert sind.

Hier noch einmal das vollständige Schema.

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